Wann muss an der Gallenblase operiert werden?
Wann und warum sollte die Gallenblase raus?
Kommt einmal diese Frage auf Sie zu, dann ist natürlich der Rat Ihres Arztes vorrangig. Und er ist es auch, der Ihnen Ihre Situation erläutert. Gut und hilfreich für Ihre Entscheidung kann es aber sein, wenn Sie sich bereits ein wenig mit der Funktion der Gallenblase auskennen und die Zusammenhänge verstehen, schon lange vor einem akuten Anlass. Man weiß ja nie…
Wie funktioniert die Galle?
Galle – dieses Wort bezeichnet zum einen den Gallensaft, zum anderen das Organ, die Gallenblase. Diese ist im Gegensatz zum Gallensaft beileibe nicht so „überflüssig“, wie z.B. der Blinddarm. Trotzdem kommt der Körper notfalls auch ohne sie zurecht. Wie ist das möglich?
Produziert wird der grünlich-bräunliche Gallensaft in der Leber, im Durchschnitt 1 Liter täglich. Seine Aufgabe ist es, für die Verdauungsvorgänge, insbesondere für die Fettverdauung nötige Substanzen zu liefern. Zu diesem Zweck gelangt er durch einen Kanal von der Leber in den Zwölffingerdarm. Das geschieht während der Verdauungsphasen. Während der übrigen Zeit wird der Gallensaft in der Gallenblase gespeichert, wo er eindickt und sozusagen auf Abruf bleibt. Wird er für die Zersetzung und Aufschlüsselung der Nahrungsbestandteile gebraucht, zieht sich die Gallenblase zusammen und schüttet Galle aus.
Störenfriede Nummer eins: Gallensteine
Was so wunderbar im Körper funktioniert, ist im Laufe eines langen Lebens natürlich von Störungen bedroht. So bekommen jede fünfte Frau und jeder zehnte Mann irgendwann Gallensteine, oft lange Zeit ohne Beschwerden. Sie entstehen aufgrund von Stoffwechselstörungen in der Leber, wodurch sich die Zusammensetzung des Gallesaftes verändert. Es bilden sich Steine, die teils aus reinen Fettstoffen bestehen (Cholesterinsteine), teils kalkhaltig sind (Kalziumsteine). Sie können sandkorngroß sein (Gallengrieß) oder Walnussgröße erreichen.
Wie kommt es zu einer Kolik?
Wenn die Gallenblase versucht einen Stein loszuwerden, indem sie ihn in den Gallengang befördert, kommt es zu krampfartigen Schmerzen im rechten Oberbauch. Klemmt ein Stein, verschlimmert sich das Krankheitsbild. Erbrechen, Schweißausbruch, oft auch Fieber und Schüttelfrost sind häufige Begleiterscheinungen.
Ärztliche Hilfe tut not. Schmerzlinderung und strenge Diät (Breikost, Zwieback, Tee) sind die Mittel während eines Anfalls.
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Soll operiert werden?
Spätestens wenn sich solche Attacken wiederholen, muss an eine Entfernung der Gallenblase gedacht werden. In manchen Fällen wird der Arzt nach anderen Möglichkeiten suchen. Manche Steine lassen sich durch Medikamente auflösen. Dies muss aber über Monate bis Jahre geschehen. Eine Neubildung von Steinen nach der Auflösung ist dennoch möglich.
Wenn Medikamente nicht genügend Besserung bringen (nur bei der Auflösung von Cholesterinsteinen gibt es günstige Resultate), wenn eine Steinzertrümmerung mit Hilfe von Ultraschall nicht in Frage kommt (mit dieser Methode lassen sich hauptsächlich Steine im Gallengang, nicht in der Gallenblase erreichen), auch wenn die Angst vor der nächsten Kolik zu einer dauernden, großen Belastung wird, dann ist eine Operation angezeigt. Auf diese Weise wird auch ein Rückstau des Gallensaftes in die Leber verhindert, was diese schädigen würde. Steine im Gallengang müssen daher immer entfernt werden.
Eine Gallenoperation vermindert auch das Krebsrisiko
Es gibt noch einen Grund den Entschluss zur Operation zu fassen: wenn plötzlich eine Gewichtsabnahme eintritt, ohne dass man dies durch eine Kur herbeigeführt hat. Im Stoffwechsel sind Veränderungen vorgegangen, die nachteilige Folgen haben können. Auch besteht in solch einem Fall die Gefahr, dass sich bösartige Neubildungen anbahnen.
Die Operation der Gallenblase ist in jedem Alter möglich. Wenn auch der Krankenhausaufenthalt in der Regel kaum länger als 7 bis 10 Tage dauert, so ist man dennoch einige Wochen schonungsbedürftig. Müdigkeit zwingt zu „langsamer Gangart“ und auch die Diät muss noch einige Zeit sehr sorgfältig eingehalten werden. Aber die Hoffnung auf eine positive Veränderung wird auf Dauer nicht enttäuscht.
Älteren Menschen wird häufig auch dann zur Operation geraten, wenn Steine vorhanden sind, die keine Beschwerden machen. Man will so ausschließen, dass eine später dringende Operation von den älteren Patienten nicht mehr so gut verkraftet wird.
Kann man Gallensteine verhüten?
Die Frage wird oft gestellt und kann niemals klar und deutlich beantwortet werden. Es gibt in manchen Familien gewisse erbliche Faktoren, die eine Rolle spielen mögen. Die tägliche Kost, wenn sie besonders fettreich ist, kann ins Gewicht fallen. Während der Schwangerschaft können sich Steine bilden und selbstverständlich bei Entzündungen der Gallenblase, die nicht als Folge, sondern auch als Vorbote von Steinen auftreten können.
Andererseits können sich Gallensteine auch bilden, wenn all dies nicht zutrifft. Aber nur rund 10 bis 30 Prozent aller Gallenstein-Träger bekommen im Laufe ihres Lebens Beschwerden, die einer Behandlung bedürfen. Feststeht: wenn eine Operation notwendig sein sollte, dann darf man nicht zögern. Sie zählt zu den so genannten kleinen Eingriffen und gibt keinen Anlass zu schlimmen Befürchtungen.